Theaterbesuch im Jungen Düsseldorfer Schauspielhaus: „Natives“

Jonathan Gyles als Ariana immer wieder zu ihrem Outfit fragend “What do you think?“, erzählt von Maëlle Giovanetti – als Person A (Foto: Sebastian Hoppe)

Als sich die Acht- und Elftklässler unserer Schule am 18. Januar nach Düsseldorf zum Jungen Schauspielhaus aufmachten, war ihnen nicht bewusst, was auf sie zukommen würde, auch wenn sie im Vorfeld über den Inhalt und Aufbau informiert wurden. Das Stück „Natives“ handelt von Jugendlichen, die alle vor einer großen Entscheidung stehen, so viel war bekannt, doch was das wirklich bedeuten sollte, wurde den Schülern erst später klar. Der Titel deutet den Bezug der Jugendlichen zur heutigen Technologie an, mit der sie bereits aufgewachsen – also „Eingeborene“ in ihr sind. Drei Jugendliche „Natives“, neutral als Person A, B und C benannt, die in ganz unterschiedlichen Ländern wohnen und alle unterschiedliche Geschichten haben, müssen doch am Ende dieselbe Entscheidung treffen. Eine große Entscheidung. Wollen sie ein Video mit lebensverändernder Wirkung ins Internet hochladen? Das eine von Person B könnte den Ruf und das Leben eines Mädchens vollends zerstören. Person C würde mit seinem Video die Mörder eines schwulen Jungen sowie die Schaulustigen bloßstellen, damit zugleich aber das eigene Leben gefährden. Das dritte von Person A würde die Oberflächlichkeit der Highsociety anprangern, dafür jedoch auch den eigenen Status in ihr zunichte machen.

Paul Jumin Hoffmann als Person B zockt Ballerspiele auch wenn sein Bruder gerade als Soldat im Krieg umgekommen ist (Foto: Sebastian Hoppe)

Was sich zuerst so anhörte, wie ein typisches Jugendstück, das über die Gefahren des Internets aufklären soll, schockierte mit Ehrlichkeit und regte vor allem zum Nachdenken an. Welche Entscheidung ist die richtige? Und was will ich mit meiner Nutzung des WWW erreichen?

Jonathan Gyles als Person C erzählt von seiner Freundschaft mit seinem Kumpel Zia, dessen Homosexualität von anderen nicht geduldet und mit dem Sturz von einem Hochhaus ermordet wurde, gespielt von Maëlle Giovanett (Foto: Sebastian Hoppe)

Durch die überzeugenden Darstellungen der Schauspielerin Maëlle Giovanetti und der Schauspieler Paul Jumin Hoffmann und Jonathan Gyles standen diese Fragen schon zu Beginn der Aufführung im Raum und warteten nur darauf, beantwortet zu werden. Das Ende jedoch blieb offen und damit auch die Entscheidungen. In der Nachbesprechung mit dem Theaterpädagogen Thiemo Hackel tauschten unsere jüngeren und älteren Besucher ihre eigenen Gedanken zu den Handlungsoptionen und -auswirkungen aus. Klar wurde dabei jedoch eines: Welche Entscheidung auch immer die Protagonisten des Stückes treffen würden, es würde Folgen haben, für das Leben der anderen sowie für das eigene. Bleibt nur die Frage, welche.

Lisa Wojciechowski, Q2