Jugend in der DDR – Zeitzeugen am OHG

Am 6. September fand in der Aula die Veranstaltung „Jugend in der DDR“ der Konrad Adenauer Stiftung statt. Vor den Schüler/innen der zwei Geschichte Grundkurse der Q2 von Frau Braun und Herrn Höbelt und vor dem Organisator Herrn Bullermann berichteten zwei Zeitzeugen über ihre Jugend in der DDR und in der Nachwendezeit. Ziel war es, das Unterrichtsthema DDR direkter, anschaulicher und authentischer zu vermitteln.

Zu Beginn wurden Nadja Klier und Ingo Hasselbach in einem kurzen Film vorgestellt. Danach erzählte Nadja Klier von ihrem Leben im „großen Gefängnis DDR“. Mit einem Gefühl der totalen Kontrolle habe man in der DDR keine Freiheit gehabt, zu tun, was man wollte. Die Mehrheit der Menschen wäre systemtreu gewesen und habe still gehalten, um keine Probleme mit dem Staatsapparat zu kommen und in Ruhe leben zu können, um z. B. studieren zu können. Menschen aber, die gesagt hätten, was sie dachten, Kritik geübt hätten und die nicht ins System gepasst hätten, seien beobachtet, schikaniert, weggesperrt und manchmal getötet worden. Nadja Klier beantwortete viele Fragen und gab anschließend mit einer Lesung aus ihrem Buch „Wilde Jugend 1988“ Einblicke in ihre freche und rebellische Jugend in der DDR, schilderte aber auch, wie die Stasi ihre beste Freundin zwang sie auszuspionieren und wie die Stasi ihre Wohnung durchsuchte, verwanzte und später alles in Protokollen und Fotos dokumentierte. Trotz Kritik an der DDR zeigte Nadja Klier, dass sie ihre plötzliche Ausbürgerung aus der DDR in die BRD lange Zeit als traumatisch und belastend erlebte.

Im zweiten Teil der Veranstaltung stand Ingo Hasselbach im Mittelpunkt, der als 18 Jähriger für den Satz „ Die Mauer muss weg“ ins Gefängnis kam.  Nach seiner Freilassung und einem gescheiterten Fluchtversuch wurde er erneut inhaftiert und durchlief mehrere Gefängnisse. Er schilderte die grausamen, unmenschlichen Haftbedingungen und die Willkür des Gefängnispersonals. Sein Hass auf die DDR und die Begegnung mit zwei inhaftierten Alt-Nazis, so Hasselbach, hätten ihn radikalisiert, sodass er nach der Haft und in der Nachwendezeit zu einem der berühmtesten Neonazis in Deutschland wurde. Nach dem von anderen Neonazis verübten  Mordanschlag von Mölln 1992 sei er aber ausgestiegen und habe eine Organisation für Aussteiger-Nazis gegründet. Zum Schluss beantwortete Ingo Hasselbach zahlreiche Fragen zu seinem Leben, zu seiner Gesinnung als Neonazi und zu seiner Situation als Aussteiger.

So endete eine sehr informative und intensive Begegnung mit zwei beeindruckenden Zeitzeugen der Jugend in der DDR.

M. Braun